Überholtes Schulsystem

Die Umwelt formt den Menschen, das Bildungssystem den Geist.  

Da ich ehr aus der Wirtschaft komme, sehe ich das heutige Schulsystem als ineffizient und als Blockadesystem an. Immerhin ist es die Wirtschaft, die nach der Ausbildung diese Schüler übernehmen muss. Deshalb möchte ich hier kurz meine Grundüberlegungen wiedergeben.

Vor etwa 10 Jahren, auf Grund meiner Erfahrung mit meinen Kindern, fragte ich mich …,

  • Warum zeigen die Schüler im Laufe der Zeit immer weniger Interesse am Lernen, obwohl ihnen doch immer wieder gesagt wird, dass in der Schule die Grundlagen ihrer Zukunft geschmiedet werden?
  • Warum spielen 10 Mill. Onlinespieler WoW und zwar mit einer solchen Intensität, das man bei nicht Wenigen von einem Suchtverhalten ausgehen kann. Dabei ist das Spiel selber, oft beim stundenlangen Lvln so stupide, das man den Spielern eine Gewisse Selbstdisziplin nicht absprechen mag.
  • Warum kann man diese Selbstdisziplin nicht beim Lernen erzielen?

Die Ursache liegt meines Erachtens im Belohnungssystem. Während Babys, Kleinkinder Dauerbelobigungen erfahren, Erwachsene ihr Belohnungssystem in Form von Geld, Befriedigung oder Aufmerksamkeit am Arbeitsplatz erhalten, wird es bei den Schülern total vernachlässigt.
Der zweite Punkt, was mir aufgefallen ist, war das alles Lernen zu müssen, auch gegen Interesse des Einzelnen und die gezwungene Verlagerung seiner Kräfte in Richtung Defizitausgleich. Das führt dazu, dass die angeborene Lernwilligkeit auf Grund vieler Negativerfahrungen verloren geht. Lustlosigkeit bis Frust kommt auf. (Deshalb bringt das Erzwingen von Mitarbeit langfristig nichts.)

Beispiel: meine Tochter, jetzt 16 Jahre, ist sprachbegabt und lernt 5 Sprachen. Sie liebt neben Sprachen, Geschichte und Geographie, sowie künstlerische Fächer. Statt ihre Stärken zu fördern, büffelt sie stundenlang Mathe und Physik. Bei meinem Sohn, der in die gleiche Schule geht, ist es umgekehrt.
Eine weitere Problematik die ich festgestellt hatte, ist die Überforderung der Schüler.
Vor 30 Jahre hieß es, das sich das Wissen aller sieben Jahre verdoppelt. Vor fünf Jahren habe ich gelesen, dass man mittlerweile von einer 4 jährigen Verdopplung ausgeht. Vor 30 Jahren wurde das Wissen zu 70% von der Schule vermittelt und zu 30% durch die Medien. Heute ist es genau anders herum, zusätzlich eine Vervielfachung der Informationsaufnahme. Durch die Masse der Infos hat das Kurzzeitgedächtnis das Problem, die wichtigen Dinge herauszufiltern und abzulegen. Ergo, unsere Schüler wissen zwar eine Menge, aber hauptsächlich nur oberflächlich. Die Unmenge an Infos führt dazu, das Bereiche, wie Mathe, Deutsch, etc. werden oft vom Kurzzeitgedächtnis als unwichtig aussortiert werden.
Viele Schulen lehren noch immer nach der „Kaiserreich-Methode“ – alles schweigt und einer spricht -. Jeder kann sich selbst ausrechnen, wie viel Redezeit jeder Schüler hat, wenn man 45 min je Schulstunde ansetzt, 50% der Zeit dem Lehrer überlässt und den Rest durch 30 Schüler teilt. Und dann wundern wir uns, warum die meisten Kinder nicht in der Lage sind ein vernünftiges deutsch zu sprechen.

Jetzt die Überlegungen dazu.

Das Lernen nach Masse muss vorbei sein! Ab der 4. Klasse haben die Schüler das Recht, sich die Aufgaben zu 75% selber zu wählen. D.h. er kann sich sein Lernbereich aussuchen.
Für jede gelöste Aufgabe bekommt er eine Anzahl von Punkte. Bei einer bestimmten Anzahl von Punkten steigt er in seinem Aufgaben-Lvl auf und erhält schwieriger Aufgaben, so weiter und so weiter. Hat er eine Bestimmte Anzahl erreicht, erreicht er automatisch einen neuen Klassen-Lvl. Der Klassenaufstieg ist natürlich mit einer gesonderten Prüfung verbunden um Manipulationen auszuschließen.

Dieses Lvl-System, ähnlich wie bei WOW, erreicht, das hier die Selbstdisziplin angesprochen und gleichzeitig der Lvl-Aufstieg als Belohnung erfahren wird. Es muss aber noch weitere sichtbare Belohnungen geben. Ein leiser Erfolg ist nur ein kleiner Erfolg.

Durch die Möglichkeit der Aufgaben-Selbstauswahl ist der Schüler in der Lage seine Stärken zu forcieren, das Lernpensum selber festzulegen und wird nicht so zum Verlierer nur weil seine Begabung auf Sprache und nicht in der Mathematik liegt.

Ein weiterer Vorteil ist der Zeitfaktor. Der Schüler kann selber bestimmen wann sein Klassenaufstieg erfolgen soll. Ist er hochbegabt und hat er sein Punkteziel er erreicht, dann steigt er schneller auf, ist er weniger begabt dann braucht er vielleicht 3 Monate länger. So muss niemand eine Klasse wiederholen nur weil er etwas länger benötigt.
Dieser Zeitfaktor ist auch verantwortlich für die Selbstdisziplin. So wird der ein oder andere Schüler weniger am Onlinespiel sitzen, um nur noch einmal ein paar Punkte für den Klassen-Lvl-Aufstieg zu holen. Schüler, die nicht Mathe begabt sind, zehn Jahre lang damit zu quälen, halte ich, wie schon oben erwähnt, für kontraproduktiv. Aus dem natürlichen Spaß am Lernen wird Abneigung.

Gruppenaufgaben, die ein wichtiges soziales Element und heutzutage wichtige Voraussetzung für Teamwork in der Praxis sind, haben in der Schule der Zukunft eine große Gewichtung. Nur bestehen die Aufgaben aus verschiedenen Stärkenbereichen, so dass ein Einzelner, auf Grund seiner Spezialisierung, die Aufgabe oft nur in der Gruppe lösen kann.
Die Aufgabe des Lehrers wird nicht mehr das Lehren im altherkömmlichen Sinn sein, sondern das Beobachten, das Herausfinden der Stärken, Hilfestellung bei der Selbsteinschätzung der Schüler, etc.

Das eigentliche Lehren erfolgt über Schüler-E-Books und deren interaktive Software. Verständnisprobleme gibt es kaum, da die Software selbsterklärend ist und jederzeit wieder abgerufen werden kann. W-Lan lässt Gruppenarbeit, aber auch die Kontrolle durch den Lehrer zu. Im Internet gibt es jetzt schon sehr viele, von Lehrer geschriebene, Lernhilfen.

Deshalb bin ich der Meinung …,

dass unser Bildungssystem den Sprung ins 21. Jh. verpasst und wir mittelfristig, den wirtschaftlichen Anschluss verlieren. Wir ziehen unsere Hoffnung hauptsächlich aus den Traditionsbereichen. Es gibt mittlerweile nicht wenige Länder, die das Lernen mittels E-Book eingeführt haben, wie Australien, Teilweise die USA, Indien, China. Mehr ist mir augenblicklich nicht bekannt. Kalifornien hauptsächlich aus Kostengründen. Es ist unterm Strich wesentlich günstiger Bildungssoftware herzustellen und zu kopieren, als Bücher immer wieder anzupassen und zu drucken.
Ich selber habe Bildungssoftware von Apple gesehen. Beeindruckend. So tief und so viel Wissen kann ein Lehrer, auch auf seinem Spezialgebiet, nie vermitteln. Er kann gar nicht auf die interessierten Schüler eingehen. Das erlaubt sein Zeitfaktor nicht.
Unsere Wirtschaftserfolge beruht hauptsächlich auf Maschinenenbau, Chemie und Fahrzeugbau. Im Bereich „neue Technologien“ wie Biotechnik, Genforschung, IT-technik spielen wir nur noch in Nischenbereichen eine wahrnehmbare Rolle. In der Solarforschungen haben wir schon die Führungsrolle an China abgegeben, bei Elektro-Autos ist an eine Führungsrolle kaum mehr zu denken. Wir werden den Anschluss verlieren.

Sicher, es hat auch seine Nachteile. So wurde ich gefragt, was ist, wenn sie die Interessen eines Schülers von Mathe zu Physik ändern und er sich hauptsächlich auf Mathe konzentriert hat. Die Aufgabe eines Lehrers wird sich ändern. Seine Aufgabe ist zu beobachten wo die Stärken liegen und zu analysieren. Außerdem können Aufgaben jederzeit gewechselt werden. Vielleicht geht er dadurch auch etwas länger zur Schule. Aber er geht dann befriedigt ab.

Wie gesagt, ich komme aus der Wirtschaft und wenn ich sehe, wie man Talente und Bedürfnisse ignoriert oder nicht fördert, fehlt mir jegliches Verständnis. Im Gegenteil, viele Schüler sind froh, die Schule endlich hinter sich zu lassen. Dabei fängt das wirkliche Lernen jetzt erst an.^^

4 Gedanken zu „Überholtes Schulsystem

  1. Eine gewisse Allgemeinbildung ist vonnöten. Das sehe ich vor allem an den Mitarbeitern der Medien. Früher konnten sich die Mitarbeiter eines Mediums sich noch miteinander unterhalten und verständigen. Heute ist ein Trend zum Fachidiotentum immer deutlicher feststellbar. Es heisst doch immer, wir sollten miteinander reden. Das nützt wenig, wenn danach beide nicht wissen, was der andere gemeint hat. Und warum? Weil jeder nur sein Fach kennt.
    Am besten erkennbar ist dies beim Klimawandel. Alles wird auf das CO2 zurückgeführt. Es wird sogar behauptet, daß CO2 Gift sein soll. Erstens ist die Frage zu klären, was Gift eigentlich ist und wie es wirkt. Und da kann festgestellt werden, daß CO2 kein Gift ist. Und dazu werden Grundkenntnisse der Physik, Chemie und Biologie benötigt. Grundkenntnisse der Mathematik und der Sprache sind heute überhaupt notwendig, weil sonst keine Verständigung möglich ist.
    Außerdem ist es grundlegend zu wissen, daß CO2 für die Pflanzen lebensnotwendig ist. Deshalb ist es Humbug, CO2 in Stollen endlagern zu wollen. Unser dreigliedriges Schulsystem ist erfolgreich, weil 1. die Talente im Gymnasium gefördert werden und 2. in der Hauptschule die nötigsten Dinge für das weitere Leben gelernt werden.
    Was reformiert werden muß ist das Wie des Lernens. Deutschland brachte von 1900 bis 1950 die meisten Nobelpreisträger hervor. Und das mit dem dreigliedrigen Schulsystem, einem günstiogen Lernklima und Disziplin in den Schulstunden.
    Was nützt die Quote von 50% Abitur beim Schulabschluß, wenn 80% dann nichts mehr vom Lernen wissen wollen. Da ist es doch besser, wenn 20% hoch gefördert werden, und 80% von ihrem Gelernten leben können.

    • den letzten satz kann ich so nicht stehen lassen.
      jedes kind kommt hochbegabt auf die welt. die anlagen sind so individuell wie die individuen selbst. eigentlich logisch.
      und da der mensch in irgendeiner weise immer sich auszudrücken und weiterentwickeln möchte – ist eine zugangsbeschränkung betreffend bildung mehr als inakzeptabel. weil dadurch wieder von aussen her macht ausgeübt wird, die nichts mit der gesunden & eigenständigen wahl von was-auch-immer zu tun hat. die alte leier. interessant zu diesem thema finde ich auch gerald hüther.

  2. Sehr geehrter Herr Reissner,

    Jaja, über die Schule schimpfen, aber selber keinen fehlerfreien Text zu Stande bringen. Nach dem fünften Rechtschreib- und Grammatikfehler hab ich das Lesen aufgegeben, weil sich „mir die Fußnägel rollten“. „Früher“ war’s den Leuten mal peinlich, wenn sie fehlerhafte schriftliche Äußerungen von sich gegeben haben.

    Und wenn ich das Argument „die Wirtschaft braucht…“ lese, dann kann ich nur sagen: gesellschaftliche Weiterentwicklung (auch im technischen Bereich) entsteht durch kreatives Lösen von Problemen und dafür muß man neue Wege gehen. Die Wirtschaft braucht aber in den allermeisten Fällen sowas nicht. „Weil sich’s nicht rechnet…“

    Ein Belohnungssystem à la WoW wäre mir als Schüler (zu) peinlich und öde gewesen. Meine Neugier auf die Welt und „was sie im Innersten zusammenhält“ muß ich mir nicht durch das Erreichen eines wie auch immer gestrickten höheren Levels ersetzen lassen.

    By the way: Es gibt sie, die „guten Schulen“. Man muß sich als Eltern nur auf den Weg machen, dann findet man sie auch. Zwar leider in den allermeisten Fällen nicht im staatlichen Schulsystem, aber es gibt sie trotzdem. Und wenn man dann bei Dingen wie
    altersübergreifendem Lernen in einer Gemeinschaft, die nicht nach 4 Jahren „aufgeteilt“ wird;
    themenbezogenem statt Fachunterricht;
    Pensenbuch statt Ziffernoten;
    usw usf.
    gelandet ist, dann hat man als Eltern die Wahl zwischen „weiter meckern“ oder aktiv werden. Das ist nicht einfach, aber anders wird’s nicht werden, bzw. so bleiben wie es ist.

    nix für ungut.

    • Ich verstehe, weil ich Rechtschreibfehler mache, darf ich mich nicht über das Schulsystem äußern. Ihre Ansicht. Hauptsache fehlerfrei (wenn man sich darüber aufregt, sollte man selber sattelfest sein).
      Und wenn ich dann lese, ich zitiere „… dann kann ich nur sagen: gesellschaftliche Weiterentwicklung (auch im technischen Bereich) entsteht durch kreatives Lösen von Problemen und dafür muß man neue Wege gehen. …“ bla, bla, bla, eine typisch leere Aussage, die vermutlich so alt wie das Schulsystem ist, rollen mir die Fußnägel.

      Dass ein Belohnungssystem ihnen peinlich ist, kein Problem. Sicher auch noch viele andere Sachen. Öde? Sie fordern kreative Lösungen ein und sehen sie nicht? Das sollte ihnen peinlich sein. Dabei werden auch sie mit dem mesolimbischen System im Alltag konfrontiert.

      Zitat: Es gibt sie, die „guten Schulen“. Man muß sich als Eltern nur auf den Weg machen, dann findet man sie auch. ….

      Schön …, dann ist ja alles gut. Auf auf ihr Eltern, sucht sie … ^^

      So richtig werde ich aus ihrem Text nicht schlau. Was konkret finden sie an meine Gedanken, die Stärken jedes einzelnen Kindes zu fördern, als Mittelmaß zu produzieren, falsch? Was wollen sie mit ihren fast fehlerfreien Text nun eigentlich sagen?

      MfG

Hinterlasse einen Kommentar